Einführung

Eduard Paul Tratz, Himmlers Darling in Salzburg, Gründer des "Hauses der Natur" und erster Direktor

Eduard Paul Tratz, Himmlers Darling in Salzburg, Gründer des „Hauses der Natur“ und erster Direktor. Der SS-Obersturmbannführer saß als Berater im persönlichen Stab der SS-Reichsführers und erschien oft auch in Uniform in seinem Naturkundemuseum.

Auf diesem Blog finden Sie viele ergänzende Informationen und Fakten über das „Haus der Natur“ und seine Geschichte, die Sie in offiziellen Publikationen des Hauses nicht weiterhin finden.

Museum der verhinderten Erinnerung

Museumsgründer Eduard Paul Tratz war Berater von SS Reichsführer Heinrich Himmler und Mitglied in dessen persönlichem Stab. Um solche Spitzfindigkeiten hat sich die österreichische Politik nach 1945 bis in unsere Tage kaum gekümmert. ÖVP und SPÖ haben bis die 2000er-Jahre mitgeholfen, Tratz zu verharmlosen, zu heroisieren und seine Aktivitäten im Dienst von Hitlers Regime der Öffentlichkeit zu verschweigen.

Es geht dabei nicht nur um symbolische „Leichen im Keller“ aus einer längst vergangenen Ära. Auch der noch immer ungeklärte Massenmord von SS-Naturwissenschaftern an 86 KZ-Häftlingen des Vernichtungslagers Auschwitz ist dabei von Interesse. Und eine bis heute beim Publikum beliebte Tibetschau ergänzt das Bild dieses Museums der verhinderten Erinnerung. Diese Schau wurde einst für Himmler und Tratz gestaltet, von einem Experten, der 1970 in Frankfurt am Main als Kriegsverbrecher rechtskräftig verurteilt wurde. Der deutsche Anthropologe hieß Bruno Beger und war als SS-Offizier ein Kollege und Freund des Museumsgründers Eduard Paul Tratz. Zu seiner höheren Ehre stellte man noch in den 1970er-Jahren eine große Büste im „Haus der Natur“ auf. Und im Gebiet des Großglockners im Nationalpark Hohe Tauern wurde 1989 (!) eine naturwissenschaftliche Forschungsstation nach Tratz benannt. Erst auf Druck des früheren Salzburger Landespolitikers Gerhard Buchleitner (SPÖ) als damaligem Chef des kontrollierenden Kuratoriums musste die Direktion des „Hauses der Natur“ ihre Forschungsstation umbenennen und bei der Tibetschau Begers eine Tafel mit einem Ergänzungstext anbringen. Immerhin hatte auch die Salzburger Bürgerliste (Grüne) nach unseren Berichten und Recherchen als erste politische Gruppierung überhaupt Druck auf die Salzburger Stadtpolitik ausgeübt und Erklärungen von SPÖ und ÖVP verlangt sowie Anträge im Stadtparlament gestellt, unangenehme Fragen gestellt. Die neue Tafel mit dem Ergänzungstext an der Tibetschau misslang der Museumsleitung dann neuerlich und gründlich:

Aktuelle Ergänzungstafel im „Haus der Natur“: Ganz normaler Rassismus?
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Mit der neuen und aktuellen Ergänzungstafel an seiner Tibetschau gewährte das Museum wieder einmal Einblicke in sein Seelenleben. Hier wurden bzw. werden die nationalsozialistischen Begriffe „Rassenanthropologe“ und „rassenkundliche Untersuchungen“ weiterhin ohne Erklärung in den Text übernommen. Das wirft weiteres Licht auf das im Haus vorherrschende Verständnis von Zeit- und Wissenschaftsgeschichte. Für den sensiblen Ort ein kleiner TEXT-VORSCHLAG (nach aktuellem Stand der Wissenschaften): Beger sah sich als „Rassenanthropologe“ und setzte seine Untersuchungen, die der nationalsozialistischen „Rassenkunde“ dienen sollten, während des Krieges an jüdischen KZ-Häftlingen fort … VORSCHLAG ENDE.

Eine unabhängige Expertenkommission hätte mit interdisziplinären Methoden in diesem Museum ein reiches Betätigungsfeld. Eine solche Lösung wurde jedoch von Politikern der christlichkonservativen ÖVP verhindert, die schon Jahrzehnte ihre schützende Hand über das Haus hält und seine Strategien unterstützt. Buchleitner war als Sozialdemokrat damals ausnahmsweise der Chef des kontrollierenden Kuratoriums des Museums. Er reagierte auf Recherchen und Publikationen des Salzburger Historikers Gert Kerschbaumer und des ORF-Redakteurs Gerald Lehner. Dieser wurde von Buchleitner zu mehreren Gesprächen gebeten, bei denen der Politiker um Rat, Informationen und Ergebnisse von Recherchen ersuchte.

Als sehr fachkundiger Wissenschafter, Rechercheur und Analytiker wurde dem Museum vom früheren Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Buchleitner (SPÖ) vor Jahren der Historiker und emeritierte Salzburger Universitätsprofessor Robert Hoffmann zugeteilt. Buchleitner setzte sich dadurch einigen Schwierigkeiten und Widerständen durch politische Gegner aus. Diese hatten Jahrzehnte ihre schützenden Hände über das „Haus der Natur“ gehalten. Auf eine persönliche Frage an Historiker Hoffmann, wer bei der laufenden „Aufarbeitung“ das Verdrängen, Verschweigen und den Druck der Museumsführung und der Politik gegen Kritiker – von 1945 bis heute – beschreibe und schildere, sagte dieser: „Ich weiß es nicht, ich bin dafür nicht zuständig.“

Nationalpark Hohe Tauern: Affäre um die „Tratz-Forschungsstation“

Eine umfassende Dokumentation zum Thema folgt auf diesem Portal in Kürze …

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